Kolping wird weiblicher und jünger

Wolfenbüttel/Hildesheim. Erstmals steht künftig ein Landtagsabgeordneter an der Spitze des Kolpingwerks: Die Diözesanversammlung hat Markus Brinkmann zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. 250 Delegierte berieten am Wochenende in Wolfenbüttel über die Zukunft des 1850 gegründeten Sozialverbandes.

Ab jetzt drei statt eines Stellvertreters

Eine Satzungsänderung machte es möglich: 2018 beschloss das Kolpingwerk Diözesanverband Hildesheim, dass es von nun an bis zu drei stellvertretende Vorsitzende statt, wie bisher, einen Stellvertreter gibt. Die bisherige stellvertretende Diözesanvorsitzende Annette Stasche bleibt im Amt. Neben Markus Brinkmann wurde nun auch Franziska Kandora aus Bad Pyrmont zur Stellvertreterin von Andreas Bulitta gewählt. Der 52-jährige Hannoveraner ist bereits seit einigen Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender des Verbandes. Der Sarstedter SPD-Landtagsabgeordnete Markus Brinkmann (57) erklärte in seiner Bewerbungsrede, wie es zu der Kandidatur kam: Es seien zwei Gründe, wie Brinkmann den Delegierten verriet. Zum einen hätte ihm der Diözesansekretär des Kolpingwerks, Mirco Weiß, eine E-Mail geschrieben und ihn gefragt, ob er kandidieren wolle. Zum anderen gehöre er, Brinkmann, zu jenen, die stets fordern, dass sich Kolpinger auch in übergeordneten politischen Gremien engagieren sollten und umgekehrt. Aus gutem Grund sei der oder die Bundesvorsitzende des Kolpingwerks in der Regel Bundestagsabgeordneter. „Dann muss man das auch selber durchziehen“, so Brinkmann. Er verwies zudem auf sein Engagement im Landtag für den Sonntagsschutz, für den Buß- und Bettag als Feiertag oder für seinen Eintritt für den Lebensschutz im Rahmen der Debatte und § 219 a. Brinkmann wurde vom Diözesanvorstand und der Kolpingsfamilie Sarstedt vorgeschlagen und mit großer Mehrheit gewählt.

Markus Brinkmann

Verband wird weiblicher und jünger

Franziska Kandora, vorgeschlagen vom Diözesanvorstand und der Kolpingsfamilie Diekholzen, begründete ihre Bewerbung damit, dass sie nun mit 30 Jahren aus der Kolpingjugend rausgewachsen sei, sich aber weiter engagieren wolle. Seit ihrer Kindheit ist sie Kolpingerin. „Ich kann mir ein Leben ohne Kolping gar nicht vorstellen“, so Kandora, die in Bad Pyrmont beruflich in der Unterstützung und Beratung von jungen Migranten tätig ist. Sie wurde mit einem Traumergebnis von 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt.

Franziska Kandora

Bekenntnis zu Europa

Weitere Höhepunkte der Diözesanversammlung war der begeistert aufgenommene Festvortrag von Prof. Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl (CDU) zum Thema „Europa hat die Wahl“. Quisthoudt-Rowohl ist handelspolitische Sprecherin der EVP im Europäischen Parlament und Vorsitzende der UK-Monotoring Group. Diözesanvorsitzender Bulitta rief im Anschluss seine Mitglieder dazu auf, für die Teilnahme an der Europawahl zu werben und teilzunehmen. Das Kolpingwerk hat dazu extra Banner entwickelt, die an Kirchtürmen befestigt werden können, um an die Wahlen zu erinnern.

Christina Hollemann brachte für das Handlungsfeld Bewahrung der Schöpfung noch einen Antrag ein, der mit großer Mehrheit angenommen wurde. Hollemann und ihre Mitstreiter forderten, dass das Kolpingwerk Diözesanverband Hildesheim alle politischen Gremien auf Stadt-, Kreis-, Land- und Bundesebene dazu auffordert, daran mitzuwirken, dass die Bundesregierung die von der EU beschlossenen Maßnahmen umgehend umsetzt und folgende zusätzliche Maßnahmen für die Bundesrepublik Deutschland beschließt: Verbot von Plastik für Einweg- Anwendungen. – Mikroplastik in Kosmetik mit sofortiger Wirkung zu verbieten. – Plastiktüten und Plastikverpackungen mit sofortiger Wirkung zu verbieten. verpflichtende Einführung von Filtern für Waschmaschinen.

Beauftragte für junge Familien und Sozialpolitik neu gewählt

Außerdem wählte der Verband Julia Schlüter (35) als Beauftragte für junge Familien und Michael Theis (39) als Beauftragten für Arbeit- und Sozialpolitik neu in den Vorstand. Petra Riechert wurde als geistliche Leiterin in ihrem Amt bestätigt.

Großes Jugendwohnheim in Hannover, ein weiteres in Bremerhaven geplant

Das in Hildesheim ansässige Kolpingwerk hat auf dem Gebiet des Bistums Hildesheim, was in etwa 3/4 des Landes Niedersachsen umfasst, zurzeit nahezu 8.000 Mitglieder. Bundesweit sind es mehr als 230.000 Mitglieder. Katholische Christen engagieren sich im Rahmen des Verbandes in Gesellschaft, Politik und Kirche. Schwerpunkte des Engagements sind die Arbeit für junge Menschen, für die Arbeitswelt und für Ehe und Familie. Derzeit plant das Kolpingwerk Hildesheim unter anderem zwei Jugendwohnheime in Hannover und Bremerhaven zu erreichten und zu betreiben. In Hannover soll „Niedersachsens erster Azubi-Campus“ entstehen. Benannt ist der Zusammenschluss nach dem in Kerpen geborenen Schuhmachergesellen und späteren Geistlichen Adolph Kolping (1813-1865), der von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.

Weitere Bilder folgen…