Trauer um ehemaligen Diözesanpräses Benno Nolte

Pfarrer i.R. Benno Nolte ist tot. Der ehemalige Diözesanpräses des Hildesheimer Kolpingwerks starb am 9. März.

Die Wahl Benno Noltes zum Diözesanpräses 1985 fand unter besonderen Umständen statt. Denn der langjährige Diözesanpräses Wolfgang Freter hatte sich Anfang des Jahres entschieden, das Amt des Diözesanpräses nach 20 Jahren wegen anderer Verpflichtungen nicht weiter zu begleiten. Er war im Januar 1985 von Bischof Dr. Joseph Homeyer zum Leiter der Abteilung „Verkündigung und Weltdienst“ im Bischöflichen Generalvikariat berufen worden. Freter blieb aber dem Diözesanverband Hildesheim (DVH) weiter treu und behielt das Amt des Vorsitzenden des Kolping Familienwerkes bei.

Zu Freters Nachfolger wurde der Pfarrer von St. Michael in Marienrode, Benno Nolte auserkoren, der in Hildesheim bekannt war. Er stammte aus Breitenberg nahe Duderstadt im Untereichsfeld, wo er am 30. Juni 1947 geboren wurde. Nolte entschied sich nach dem Abitur zum Studium der Katholischen Theologie in Fulda und München und wurde im Dezember 1972 zum Priester im Bistum Hildesheim geweiht. Im Anschluss trat er seinen priesterlichen Dienst zunächst in Hildesheim an, ging dann als Kaplan nach Bremerhaven und Duderstadt. 1979 wurde er zum hauptamtlichen Pfarrer in St. Michael in Marienrode berufen und war zugleich Dekanatsjugendseelsorger und Seelsorger für die St. Augustinus-Schule in Hildesheim.

Pfarrer Nolte stammte aus einer Kolping-Familie, wo die Zugehörigkeit zur Eichsfelder Kolping-Kultur für seine Großväter kirchliche Tradition war. Dennoch trat er selbst als ordentliches Mitglied erst mit seiner Wahl zum Diözesanpräses in den DV Hildesheim ein.

Der damals erst 38-jährige Priester wurde auf der außerordentlich einberufenen Diözesankonferenz in Duderstadt im Juni 1985 einstimmig gewählt. Er war allerdings auch der einzige Kandidat gewesen und bekam 63 von 63 Stimmen. Bischof Homeyer ernannte im September 1985 Pfarrer Benno Nolte offiziell zum Diözesanpräses des DV Hildesheim und übertrug ihm „die Verantwortung für den pastoralen Dienst in der Gemeinschaft dieses katholisch-sozialen Verbandes.“ Der neu gewählte Diözesanpräses sah die Übernahme des Amtes als Herausforderung, war er sich doch klar, dass er für viele Kolpinger noch ein Unbekannter sei, und in der Nachfolge des charismatischen Freters in große Fußstapfen treten würde.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Johannes Bank, Kurt Dehne SJ und Wolfgang Freter blieb er nur für eine Amtsperiode von sechs Jahren in der Position des Diözesanpräses. In dieser Zeit erfüllte er die Aufgaben des Diözesanpräses  mit großer Empathie, gemäß dem Leitwort Adolph Kolpings: „Wer Menschen gewinnen will, muss sein Herz zum Pfand geben.“

Auch war er regelmäßig bei den Kolpingsfamilien im Diözesangebiet unterwegs und tauchte zusammen mit Arnold Beelte auch schon einmal überraschend und unangemeldet bei Feierlichkeiten vor Ort auf. Ebenso engagiert war er im Bereich der Jugendarbeit und der Bildungsarbeit des DV Hildesheim, und auf zahlreichen Seminaren und Einkehrwochenenden.

Markenzeichen: wallendes Haar. 1986 wurde Pfarrer Benno Nolte Kolping-Diözesanpräses und verkörperte eine neue Priester-Generation

Auf Bundesebene nahm er regelmäßig an den Zentralkonferenzen von Jungkolping teil und förderte die Nachwuchsarbeit der Kolpingsfamilien. Gemeinschaftserlebnisse wie die Pilgerwanderung mit über 300 Jugendlichen von der Minoritenkirche in Köln zum Katholikentag nach Aachen im Jahre 1986 zählten u. a. dazu.

Einige Neugründungen von Kolpingsfamilien, wie zum Beispiel KF Steinhude oder KF Hannover-Mühlenberg gaben für die Gemeinden vor Ort wichtige Impulse. Benno Nolte begleitete diese Neugründungen mit großer Leidenschaft. Doch Noltes Blick reichte auch über die Kirchtürme der eigenen Diözese hinaus: „Vor der Wende gab es regelmäßige Besuche der wenigen Kolpingsfamilien in der DDR. Unter erschwerten Bedingungen traf man sich in Leipzig oder Ostberlin, immer im Bewusstsein, überwacht zu werden. Da war es auch in dieser Hinsicht eine große Wende, als die Mauer in Berlin und der Eiserne Vorhang fiel. Es waren bewegte Zeiten“, so Benno Nolte im letzten Jahr gegenüber dem Kolping Journal.

RitaSüßmuth (CDU) und Benno Nolte in den 1980er Jahren auf dem Pferdeberg

Mit der Wende wurden die Beziehungen zum Kolpingwerk Erfurt forciert, „begünstigt auch durch meine persönliche Bekanntschaft zum Diözesanpräses Norbert Iffland“, unterstrich Nolte in einem Interview im Jahr 2021. So wurden viele nachbarschaftliche Kontakte gepflegt und vor allem mit Unterstützung des Kolping-Diözesanbildungswerkes Augsburg ein Bildungswerk in Erfurt gegründet. Hier galt es besonders für junge Menschen nach der Wende Ausbildungs- und Förderungsmodelle im Sinne Adolph Kolpings zu schaffen.

Höhepunkt und Abschluss seines Dienstes als Diözesanpräses war die Diözesanwallfahrt nach Rom zur Seligsprechung Adolph Kolpings. Ein Sonderzug des Diözesanverbandes, begleitet von Wolfgang Freter und Benno Nolte, mit vielen Kolpingschwestern und Kolpingbrüdern aus dem ganzen Bistum. Das war ein Erlebnis! Sie besuchten eine Woche lang die heiligen Stätten in Rom. Die Delegation aus dem Diözesanverband Hildesheim erlebte auf dem Petersplatz, mit einer großen Pilgerschar aus aller Welt, die Seligsprechung des Gesellenvaters durch den heiligen Papst Johannes Paul II.

Benno Nolte als Kaplan

Nach sechs Jahren beendete Benno Nolte seinen Dienst als Diözesanpräses. Ausschlaggebend war die Doppelbelastung von Gemeinde und Verbandsarbeit. Er habe erfahren müssen, so Nolte bei der Verabschiedung, dass er den vielen Aufgaben nicht immer gewachsen war und an seine Grenzen gekommen sei.

Generalpräses Festing würdigte bei seiner Danksagung, dass Nolte die wichtigen sozialen Fragen des gesellschaftlichen Lebens im DV Hildesheim im Blick gehabt habe und die sich stark verändernde Situation der Katholischen Kirche in der modernen Gesellschaft kritisch begleitet habe.

Pfarrer Nolte übernahm dann Gemeinden in Seelze und Garbsen und war bis zum Zusammenschluss der 6 Dekanate in der Region Hannover zu einem Regionaldekanat Hannover im Jahre 2007 Dechant des Dekanates Hannover Nord-West.

Im Ruhestand war er als Subsidiar in Hannover tätig und feierte u. a. regelmäßig die Heilige Messe im Karmel St. Josef in Hannover-Buchholz.

Dr. Maik Schmerbauch / Mirco Weiß