Unsere Diözesanpräses nach 1945 im Porträt:

Der „Pastor“ Johannes Bank, Diözesanpräses von 1946 bis 1955

Vielen Hildesheimer Kolpingern wird der erste Diözesan-Nachkriegspräsides, Johannes Bank (1902-1982) noch in sehr guter Erinnerung sein. Der aus Achtum stammende Priester besuchte das Josephinum und ging 1925 zum Theologiestudium nach Münster. Er erhielt im März 1927 die Priesterweihe durch den Bischof Joseph Ernst und war zunächst u.a. in Harburg tätig. Er wechselte 1936 an die Pfarrgemeinde St. Joseph Hildesheim und nahm 1942 die Pfarrstelle in St. Godehard an, die er viele Jahrzehnte lang verwaltete. Im gleichen Jahr wurde er zum Präses der Kolpingfamilie Hildesheim-Zentral ernannt, und das in einer Zeit „die der Kirche und dem Kolpingwerk durchaus ungünstig war“, so der damalige Kölner Generälpräses Bernhard Ridder. Dennoch nahm Bank dieses Amt in schwerer Zeit der Verfolgung an. Er musste auch die Zerstörung Hildesheims und „seiner Kirche“ St. Godehard am 22. März 1945 miterleben. Das Amt des Präses in seiner Kolpingsfamilie Hildesheim übte er bis 1962 aus.

1946 bekam er das Amt des Diözesanpräses des gesamten DV Hildesheim übertragen, das er zehn Jahre lang bis 1955 begleitete. Bank sah in dieser Aufgabe vor allem die Unterstützung der Integration der Tausenden Vertriebenen in das Niedersachsenland als wichtig an, denn nicht wenige Vertriebene traten den Kolpingfamilien der Diaspora bei, und hatten damit auch einen nachhaltigen Effekt auf die Kolpinggeschichte in vielen Orten. Einen wichtigen Dienst leistete Bank auch beim Wiederaufbau seiner Pfarrei St. Godehard, die für die Gottesdienste in der Nachkriegszeit als Ersatz für den zerstörten Mariendom sehr wichtig wurde. Beim Wiederaufbau soll er selbst bei den Mauerarbeiten mitangefasst haben, bekam in dieser Arbeit aber auch ernste Probleme mit der Britischen Militärregierung, als er Glas für die Fenster der Kirche entgegen den gesetzlichen Bestimmungen „organisierte“ und mit einer hohen Geldstrafe belegt wurde. Er selbst nannte sich oft auch nur den „Pastor“.

Ganz besonders wichtig wurde ihm sein Dienst als Seelsorger im Städtischen Krankenhaus, wo er vielen Menschen aus Hildesheim und Umgebung seelsorglichen Trost in den Stunden der Krankheit spendete. Er war auch beteiligt am Aufbau des Hildesheimer Kolpinghauses. Der spätere Diözesanpräses Wolfgang Freter würdigte Bank als Menschen, der in seinem Leben „guter Hirt für die Menschen“ sein wollte, und der sich um den DV Hildesheim verdient gemacht hatte. Bei seinem Requiem im Februar 1982 wurde St. Godehard bezeichnet als „seine Kirche, für die er sorgte.“ Johannes Bank hatte im zerstörten Nachkriegsdeutschland eine bedeutende Rolle für den Hildesheimer DV, die Kolpingfamilie Hildesheim und für die ganze Hildesheimer Kirche eingenommen. Ihm folgte 1955 dann sein Stellvertreter Pater Kurt Dehne SJ im Amt nach.

Dr. Maik Schmerbauch, Historiker, Kolpingbruder.

Der Artikel erschien im Kolping Journal (04/2021) im Rahmen der Serie über historische Persönlichkeiten im Kolpingwerk DV Hildesheim