Besuch in Nordost-Brasilien

Eigentlich ist auf der Südhalbkugel gerade Winter. Aber im Nordosten Brasiliens ist davon wenig zu spüren. Allenfalls regnet es mehr als sonst, und das zur großen Freude der Menschen. Genau dort hat nun eine 16-köpfige Delegation aus unserem Diözesanverband unserer Partner in den Bundestaaten Ceará, Pernambuco und Alagoas besucht.

Viele der mit den Hildesheimern verbundenen dortigen Kolpingfamilien gehören zum „semi arido“, der so genannten Halbtrockenzone. Dort ist der Zugang zu sauberem Wasser eine Überlebensfrage. Daher hat das Kolpingwerk auch mit Spendenmitteln aus der Diözese Hildesheim in dieser Region seit 20 Jahren den Bau von mehreren tausend Zisternen gefördert. Inzwischen gibt es neben den Zisternen, die an den Wohnhäusern angebracht werden und etwa 15.000 Liter aufnehmen können, auch Groß-Zisternen draußen auf den Feldern. Diese fassen bis zu 50.000 Liter. Ihr Wasser ist kein Trinkwasser, kann aber für die Landwirtschaft und die Versorgung der Tiere genutzt werden.

Erfreut haben wir registriert, dass sich seit dem letzten Besuch vor 8 Jahren manches positiv verändert hat. So gibt es zum Beispiel neue Projekte zur Brauchwasseraufbereitung. Durch ein Biofilter-System kann das Wasser zum zweiten Mal zumindest für den Obst- und Gemüsegarten hinter dem Haus genutzt werden. Auch die Straßenverhältnisse innerorts haben sich (leicht) verbessert.

Organisiert wurde die Reise von uns, den Brasilienbeauftragten des Kolpingwerkes, Marianne und Martin, sowie der Franziska. Wir kamen beeindruckt von der zweieinhalb-wöchigen Projektreise zurück. Vor allem das Engagement der dortigen Kolpingfamilien für Frauen in den meist ländlichen Regionen ist stark. Gewalt gegen Frauen ist leider weiterhin ein wichtiges Thema in Brasilien, das gerade durch solche Angebote, wie sie in den Kolpingfamilien gemacht werden, endlich aus der Tabuzone herauskommt. Die Frauen werden gestärkt, über ihre Rechte aufgeklärt und werden ggf. an andere Stellen, die weiterhelfen können, vermittelt. Diese Projekte der Kolpingfamilien haben großen Zulauf. Auch sie werden durch uns aus Hildesheim finanziell unterstützt.

Daneben fällt die erfolgreiche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ins Auge. Überhaupt war es erneut beeindruckend, die große Gastfreundschaft sowie die unglaubliche Fröhlichkeit und Lebensfreude der Menschen zu erfahren, die in zum Teil sehr schwierigen Verhältnissen leben. Alle Mitreisenden sind nachdenklicher und demütiger zurückgekommen. Erneut hat sich gezeigt, was unsere Unterstützung bedeutet: Ein Hoffnungszeichen für viele Familien durch ein Mehr an Lebensqualität. Diese Erfahrung wird die Motivation aller Reiseteilnehmer, sich für die Projektarbeit in Nordost Brasilien einzusetzen, noch einmal erhöhen.

Eines der größten Highlights erlebten wir am vorletzten Tag der Reise. Beim Besuch der Kolpingsfamilie Cantagalo erfuhren wir, dass wir nachmittags zu einer Ehrung ins Rathaus von Acarape eingeladen waren. Zwei Personen sollten zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt werden. Die Spannung war groß. Der Rat hatte auf Antrag beschlossen, Franziska Kandora und Martin Knöchelmann aufgrund ihrer langjährigen Verdienste für die Projekt- und Partnerschaftsarbeit diese Auszeichnung zu Teil werden zu lassen. Unter großem Applaus nahmen sie die Ehrung stellvertretend für alle Engagierten in der Partnerschaftsarbeit entgegen. Was für ein schöner Abschluss der Reise!

Einhellige Meinung: Projekt- und Partnerschaftsarbeit durch Spenden und persönliche Kontakte lohnt sich. Solch eine Reise ist wiederholenswert!

Marianne Kiehne und Martin Knöchelmann