29. Duderstädter Gespräche: „Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist“
(mw) Ob Webstühle, Dampfmaschinen, Traktoren, Fließbänder oder Computer – geschichtlich betrachtet, hat jede dieser technischen Innovation für einen Wandel in der Arbeitswelt gesorgt. Dass sich das Kolpingwerks mit dem Jahresthema „Arbeitswelt 4.0: Fluch und Segen?“ zurückbesinnt auf seine Wurzeln, ist daher folgerichtig. „Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist“, so der selige Adolph Kolping.
Die 29. Duderstädter Gespräche auf dem Pferdeberg hatten es in gleich zweifacher Hinsicht in sich: Zunächst einmal war es die letzte Veranstaltung, die der langjährige Diözesansekretär und Mitinitiator der Veranstaltungsreihe, Josef Teltemann, als aktiver Hauptamtlicher mit vorbereitet und durchgeführt hat. Und letztlich war das Programm in diesem Jahr reichhaltiger als die Jahre zuvor. Doch der Reihe nach:
Erstmals erstreckten sich die Duderstädter Gespräche nämlich über drei, statt bisher zwei, Tage. Hintergrund war, dass die Tagung heuer als anerkannte Bildungsveranstaltung mit der Möglichkeit auf Bildungsurlaub angeboten wurde.
Neben Fachvorträgen und einer Betriebsbesichtigung beim Orthopädie-Weltmarktführer ottobock, Duderstadt, war die Podiumsdiskussion am Freitag eigentlicher Höhepunkt. Gewohnt souverän moderiert von Ute Andres (NDR). Konstantin Kuhle, Bundestagsabgeordneter und designierter niedersächsischer FDP-Generalsekretär, und Christoph Meinecke (Unternehmerverbände Niedersachsen), unterstrichen die großen Chancen für die Gesellschaft, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Der digitale Fortschritt soll möglichst allen Menschen zugutekommen: Einerseits mit neuen und sicheren Jobs, Arbeitserleichterung und einer höheren Lebensqualität. Andererseits, so Dr. Mehrdad Payandeh (DGB-Landesvorsitzender) und Bernd Westphal MdB (SPD) gibt es in der Arbeitswelt 4.0 auch Risiken und Ängste, die nicht ignoriert werden dürfen. Hierzu zählt die Angst vor dem Abbau von Arbeitsplätzen oder vor zunehmender psychischer Belastung.
Ein Blick auf die letzten großen Revolutionen zeigt, wie schnell die Entwicklung fortschreitet:
Revolution 1.0: Die Dampfmaschine als Motor; Revolution 2.0: Akkordarbeit am Fließband; Revolution 3.0: Automatisierung durch Computer; Revolution 4.0: Digitalisierung & Vernetzung.
Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt in einem nie gekannten Tempo verändern. Brauchte die industrielle Revolution (1.0) noch 100 Jahre um den Alltag der Menschen tiefgreifend zu verändern, hat es das Smartphone als prominentestes Beispiel der digitalen Revolution (4.0) in weniger als 10 Jahren geschafft.
Am Ende der Veranstaltung war klar: Es bedarf eines christlichen Sozialverbandes wie Kolping, der sich den wandernden Gesellen des 21. Jahrhunderts annimmt und in Zeiten durchgreifender Digitalisierung, auch für die seelische Hygiene bei den digital getriebenen Menschen sorgt.
Fotos: Stefan Banahl, KirchenZeitung (www.kiz-online.de)